DE Glocken

Geschichte

Die Glocken der Vyšehrader Stiftskirche haben eine bewegte Geschichte. In der Barockzeit hatten sie ihren eigenen, von der Kirche getrennt stehenden Glockenturm. Nach dem Umbau im neugotischen Stil von 1903 wurden sie in neue Türme an der Westfassade der Kirche gehoben. Auch wurden die Glocken aus der Barockzeit durch zwei neue ergänzt. Während des Ersten Weltkriegs wurden 1916 einige Glocken requiriert. Ähnlich geschah es im April 1942, als die Protektoratsbehörden weitere Glocken beschlagnahmten, nicht nur die von St. Peter und Paul, sondern auch jene aus den Kirchen und Kapellen, die zum Eigentum des Kollegiatkapitels gehörten. Infolgedessen blieb der Nordturm vollkommen leer und im Südturm blieben nur zwei historische Glocken übrig. Die erste Glocke (Gewicht ca. 1 200 kg, Durchmesser 125 cm, Ton e1) wurde 1584 in der Werkstatt des Prager Glockengießer Brikcí von Cimperk (1535–1599) gegossen. Die zweite Glocke entstand 1621 in der Prager Werkstatt von Baltasar Hoffman (Gewicht 900 kg, Durchmesser 114 cm, Ton Fis‘).

Neue Glocken

Die neuen Glocken wurden von der Firma Perner hergestellt. Zuerst wurde eine kleine Glocke in den Dachreiter oberhalb des Chors (Presbyterium) gehoben (Gewicht 45 kg, Durchmesser 45 cm, Ton h2). Im Firmenarchiv fand man die Dokumentation über die ursprünglichen Vyšehrader Glocken von 1902. Diese waren von innen in den Turm gehoben worden, was jetzt nicht mehr möglich war. Daher wurden Glocken mit einem kleineren Durchmesser gegossen und zu den großen Glocken kam noch ein Glockenspiel hinzu. Der Guss erfolgte in der Passauer Glockengießerei am 27. April 2001. Für die Herstellung der Glocken wurde die Glockenspeise – eine Zinnbronze aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn – verwendet. Auf den Vyšehrad wurde schließlich eine Serie von 18 neuen Glocken mit einem Gesamtgewicht von 2 200 kg geliefert.

Am 29. Juni 2001 weihte Kardinal Miloslav Vlk feierlich vier große Glocken, die immer werktags läuten. Samstags, sonntags und an kirchlichen Festen und Hochfesten klingen noch die zwei alten Glocken mit.

Die Namen der vier großen Glocken: Maria – 660 kg (Ton a1), Joseph – 290 kg (Ton cis2), Richard – 220 kg und Wenzel – 190 kg.

Glockenspiel

Das Glockenspiel ertönt zwischen 11 und 21 Uhr zu jeder vollen Stunde. Elektromagnetische computergesteuerte Hämmer erzeugen den Klang – die vom Organisten Jaroslav Vodrážka arrangierten Melodien. Zu hören sind Musikstücke wie Vyšehrad, Vltava (Moldau) von Bedřich Smetana, die tschechische Nationalhymne, tschechische Volkslieder (Čechy krásné, Teče voda, teče, Ach synku), Kirchenlieder (Svatý Václave, Jezu Kriste, štědrý kněže, Ave Maria, Tisíckráte pozdravujem Tebe, Adeste, fideles, Te Deum, Chtíc, aby spal, Kristus vítězí, Základ církve, pevná skála, K oltáři Páně, Pange lingua), Weihnachtslieder und anderes mehr. Zu Ehren der Spenderin, Frau Milena Jirat-Wasiutinski (1920–2008), die 2 Millionen Kronen für die Glocken spendete, erklingt am Vorabend ihres Namenstages am 24. Januar und am Vorabend ihres Geburtstages am 13. April das tschechische Volkslied Dobrú noc, má milá („Gute Nacht, mein Schatz“).

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Foto: Roman Albrecht, Člověk a Víra.