DE Geschichte der Stiftskirche
Die Stiftskirche der hl. Apostel Peter und Paul auf dem Vyšehrad in ihrer heutigen Form ist eine dreischiffige Pseudobasilika mit Seitenkapellen, einem tiefen, dreiseitig geschlossenen Chor (Presbyterium), an den sich von der einen Seite die Sakristei, von der anderen eine Kapelle (die so genannte „Schanzenkapelle“) anschließt.
Die Stiftskirche wurde 1070 durch den Fürsten Vratislav II. gegründet und 1129 erweitert. Beim Wiederaufbau nach dem Brand von 1249 wurde die romanische Grundlage durch einen dreischiffigen Chorraum im gotischen Stil ersetzt. Die Überreste des Umbaus sind im Dachboden der Seitenschiffe bis heute erhalten geblieben. 1295 wurde wohl an der westlichen Seite, deren restliche Teile 1888 niedergerissen wurden, zusätzlich ein Vorraum errichtet. Im Rahmen der durch Karl IV. geförderten Bauarbeiten auf dem Vyšehrad wurde der frühgotische Bau im Jahre 1369 umgestaltet – wahrscheinlich wurden die Seitenkapellen hinzugebaut. 1420 wurde die Kirche von den Hussiten zerstört und 1495 nach der Sanierung neu geweiht. 1575 hat der in Böhmen wirkende italienische Baumeister Ulrico Aostalli zusammen mit dem Meister Benedikt das Gewölbe gezogen, wahrscheinlich im Hauptschiff. In den Jahren 1708–1711 und 1723–1730 wurde die Stiftsbasilika im Barockstil umgebaut. Bei den Bauarbeiten, deren Hauptgegenstand die neue Wölbung und Frontseite war, wirkte anfangs auch der tschechische Architekt Franz Maximilian Kaňka mit. Um das Jahr 1740 herum wurde die so genannte „Schanzenkapelle“ erbaut. 1885–1903 wurde die Kirche in drei Bauetappen im neugotischen Stil umgebaut. Der Chorraum wurde vertieft, die Sakristei und ein Depositorium (Aufbewahrungs- oder Ablageort) wurden hinzugebaut, das Hauptschiff wurde neugotisch umgestaltet und neu gewölbt. Der Bau wurde nach den Vorlagen des Architekten Josef Mocker durchgeführt. In der letzten Bauphase entstand nach Entwürfen von František Mikeš die Frontseite mit zwei hohen pseudogotischen Türmen.
Den Innenraum der Basilika zieren ornamentale und figurale Wandgemälde des Wiener Malers Karl Jobst (Chorraum, „Schanzenkapelle“, Hauptschiff und Seitenschiffe) und des Malerehepaars František und Maria Urban (Seitenschiffe) aus den Jahren 1902–1903 und 1911.
In den Jahren 1988–1994 wurde der innere Kirchenraum kostspielig saniert. 2003 wurde die Stiftskirche von Papst Johannes Paul II. zur Basilica minor erhoben.
Literatur
ČUMLIVSKI, Denko. Vyšehrad od počátku až do poloviny 19. století. In: Věra Brožová et al. Vyšehrad: historické podoby. Prag: Národní kulturní památka Vyšehrad, 2000, S. 43–54.
Královský Vyšehrad IV.: sborník příspěvků ze semináře 940 let Královské kolegiátní kapituly sv. Petra a Pavla na Vyšehradě. Prag: Královská kolegiátní kapitula sv. Petra a Pavla na Vyšehradě, 2012.
NECHVÁTAL, Bořivoj – HUBER, Jiří – KOTOUS, Jan (eds.). Královský Vyšehrad III.: sborník příspěvků ze semináře Vyšehrad a Přemyslovci. Kostelní Vydří: KNA, 2007.
NECHVÁTAL, Bořivoj. Vyšehrad, kapitulní chrám sv. Petra a Pavla. Archeologický výzkum. Prag: Archeologický ústav AV ČR, 2004.
STEHLÍKOVÁ, Dana. Klenotnice Vyšehradské kapituly. Prag: Královská kolegiátní kapitula sv. Petra a Pavla na Vyšehradě, 2006.